Blog | Deindustrialisierung heißt Verarmung

Deindustrialisierung heißt Verarmung

Massenwohlstand ist eine Folge der Industrialisierung. Massenarmut die Konsequenz der Deindustrialisierung.

Gesellschaftliche Ungleichheiten hat es seit jeher gegeben, aber nur im modernen Kapitalismus sind auch die relativ Armen wohlhabend. Es ist ein Werk der freien Marktwirtschaft, wenn heute selbst Einkommensempfänger der untersten Lohngruppen sich einen Lebensstandard leisten können, von denen frühere Generationen nur träumen konnten, ja nicht einmal träumen, denn keiner konnte sich zu Beginn der Industrialisierung vor etwas mehr als zweihundert Jahren vorstellen, welche Vielfalt an Gütern in welch hoher Qualität heute dem durchschnittlichen Einkommensbezieher zur Verfügung stehen.

Was ist Industrialisierung?

Energie ist der Schlüssel zur Industrialisierung. Das Fehlen von ausreichender Energie genügt, um die Entindustrialisierung auszulösen. Vor der Industrialisierung, die Ende des 18. Jahrhunderts einsetzte, gab es außer Holz und den Gebrauch von Tieren (hauptsächlich Pferde und Rind als Zugtiere) kaum zusätzliche Energiequellen, um die menschliche Arbeitskraft zu ergänzen. Man konnte Kohle noch nicht in großem Umfang abbauen, weil man noch nicht wusste, wie man das Grundwasser abpumpt. Die Dampfmaschine löste dieses Problem. Sie erlaubte die Förderung der Kohle aus tiefen Schächten und der Zugang zu Kohle ermöglichte es wiederum, Dampfmaschinen in großem Ausmaß energetisch einzusetzen – in Fabriken und für den Transport. In den Werkstätten konnte man mit Hilfe der Dampfkraft Eisen bearbeiten. Mithilfe der Dampflokomotive wurden die ländlichen Räume erschlossen, mit der Dampfschifffahrt wurden die Kontinente verbunden.

Die auf lokale Räumlichkeiten weitgehend beschränkte Arbeitsteilung dehnte sich regional immer weiter aus, um schließlich die ganze Welt zu umfassen. Die Folge war ein immenser Anstieg der Produktivität. Steigende Produktivität bedeutet, dass mit demselben Einsatz von Arbeit und Kapital ein höherer Ertrag erwirtschaftet werden kann.

Von der gesamtwirtschaftlichen Produktivität hängt die Einkommenshöhe ab. Wenn die Produktivität sinkt, gehen die Einkommen unweigerlich zurück. Es ist eine komplette Illusion anzunehmen, der Staat könne diesen Verlust irgendwie ausgleichen. Die Höhe der Staatsausgaben hängt ja ihrerseits von der produktiven Wirtschaft ab, und wenn diese schrumpft, engt sich auch der Staatshaushalt ein.

Mit der Industrialisierung stieg die Lebenserwartung. Die weltweite Zunahme der Bevölkerung wäre ohne Industrialisierung nicht möglich gewesen. Eine Entindustrialisierung bewirkt das Gegenteil.

Was ist Deindustrialisierung?

Deindustrialisierung bedeutet, dass die Produktivität zurückgeht. Rückgang der Produktivität bedeutet Verarmung. Massenelend ist die Folge. Deindustrialisierung heißt, dass nur ein Bruchteil der heutigen Zahl an Menschen überleben kann.

Dieser Prozess der Entvölkerung braucht sich nicht über einen langen Zeitraum hinziehen. Zuerst rafft es die Alten, Kranken und Schwachen hin und dann den großen Teil auch der Jungen und Gesunden. Deindustrialisierung bedeutet nicht nur, dass Luxusgüter oder die Güter des sogenannten „höheren Bedarfs“ fehlen würden. Allein schon wegen der Einschränkungen im Warenverkehr würde die Deindustrialisierung Hungersnöte auslösen.

Energie und Handel sind der Schlüssel zum Wohlstand. Beide verbinden sich unmittelbar mit der Innovation, die den wirtschaftlichen Fortschritt bewirkt. Alle drei Faktoren gehören zusammen. Sie verstärken einander und wenn ein Faktor fehlt, sind die anderen beiden wirkungslos. Ohne Energie kann der große Teil des Sachkapitals nicht genutzt werden. Ohne Treibstoff bleibt der Lastwagen liegen und die Fließbänder liegen still. Ohne Handel kann die Arbeitsteilung nicht bestehen bleiben. Die Arbeitsteilung geht zurück, die Produktivität sinkt. Der wirtschaftliche Fortschritt bleibt stecken.

Wir erleben derzeit, wie die Grundpfeiler der industriellen Wirtschaft auf breiter Front geschleift werden. Es fängt bei der Energie an, umfasst die Kapitalbildung und reicht bis zur Einschränkung des globalen Handels.

Ohne ausreichende Energie lässt sich Deutschland als Industriestandort nicht erhalten. Ohne fortlaufende Kapitalbildung kann der Lebensstandard nicht gehalten werden und ohne intensiven Handelsaustausch sinkt die Produktivität.

Die Ökologisten wollen das Klima „schützen“ oder sogar „retten“ und wollen den Ausstieg aus der Atomenergie und den Verbrauch an Gas, Kohle und Öl drastisch einschränken. Die Geopolitiker limitieren den internationalen Handel durch Sanktionen. Außer der Partei DIE LIBERTÄREN gibt es in der BRD keine politische Partei, die sich klar der Aushöhlung der Eigentumsrechte widersetzt. Alle anderen Parteien verlangen höhere Steuern auf Einkommen und auf die laufenden Handelstransaktionen (wie MwSt etc.) und fordern immer mehr Abgaben auf die individuelle Arbeitskraft. Die Folge ist, dass die Kapitalbildung sinkt und nationale und internationale Arbeitsteilung zurückgeht. Die Arbeitsproduktivität fällt. Die Armut nimmt zu.

Was würden DIE LIBERTÄREN tun?

Zum Grundsatzprogramm der LIBERTÄREN zählt, die Lösung nicht beim Staat und der Politik, sondern beim Markt, dem Unternehmertum und der privaten Initiative zu lokalisieren. Es wäre verfehlt, sich auf eine Diskussion mit den Ökologisten einzulassen, was die Ursachen und Folgen einer möglichen Erderwärmung wären. Lassen wir es damit bewenden, dass für die Zukunft prinzipiell keine Fakten vorliegen und aus der Vergangenheit nur begrenzt auf die Zukunft geschlossen werden kann. Wir wissen nicht mit Sicherheit, was kommt, wie es kommt und wie es sich auswirkt. Eine Klimakatastrophe ist möglich, aber sie kann ganz anders ausfallen, als es die Modelle mit Erderwärmung projizieren, wenn es zum Beispiel zu einem starken Vulkanausbruch kommt. Dann wäre die Welt vom Gegenteil einer Erwärmung bedroht.

Der Punkt ist nicht, die Zukunft vorherzusagen, denn dies kann man selbst bei Laborexperimenten nur bedingt tun, sondern zu versuchen, für das Unerwartete gewappnet zu sein. Klimawandel gibt es nicht erst seit der Industrialisierung. Es hat ihn immer gegeben und auch in Zukunft wird es so sein. Was immer nun kommen mag, eine globale Erwärmung, eine neue Eiszeit oder keine wesentliche Klimaänderung, die beste Vorbereitung auf alle diese Eventualitäten ist eine hohe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

Aus libertärer Sicht müssen wir das Gegenteil dessen tun, was derzeit seitens des Staates unternommen wird.

Wir müssen die industrielle Basis durch möglichst günstige Energie stärken, die Arbeitsteilung durch möglichst niedrige Abgaben und Steuern fördern, und wir dürfen den internationalen Handel nicht durch Sanktionen und Protektionismus begrenzen. Um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein, braucht es nicht mehr Staat, sondern weniger. Wir müssen die marktwirtschaftliche Dynamik freisetzen. Dazu gehört es, die unternehmerische Handlungsfreiheit möglichst zu erweitern und die private Eigeninitiative nicht durch immer mehr Verordnungen und Gesetze einzuschränken.

DIE LIBERTÄREN haben kein simplizistisches Weltbild. Im Gegenteil: Sie erkennen viel mehr, als es den Staats- und Politikgläubigen je einfiele an, dass unser Wissen begrenzt und die Reichweite unserer Handlungen eingeschränkt ist. Nur wer den modernen Staat als die neue Gottheit ansieht, kann glauben, dieser sei allwissend und allmächtig. Das Gegenteil ist richtig. Der Staat lebt parasitär von der produktiven Wirtschaft. Die Staatsmacht ist durchwegs dümmer und unfähiger als die Privatwirtschaft.

Mit der fortschreitenden Deindustrialisierung beschreitet Deutschland den Weg in den Niedergang. Nach Regierungsvorstellungen soll die Bundesrepublik weltweit ein Vorbild für eine ökologische Neuorientierung sein. Die Bundesregierung will ein Exempel setzen. Das mag ihr in der Tat gelingen. Es wird aber ein negatives Exempel sein. Je mehr Deutschland auf dem Weg in die sogenannte „Klimaneutralität“ voranschreitet, desto mehr wird unser Land als Beispiel für den Rest der Welt dienen, wie man es nicht machen soll. Das wird den hier lebenden Menschen aber wenig nützen. Die Menschen hier werden die schrecklichen Folgen der Deindustrialisierung ausbaden müssen.

In der heutigen Kakofonie des Parteiengezänks kann man nur eine Parole immer wieder heraushören: mehr Staat, mehr Zwangsmaßnahmen, mehr Regulierung. Nichts davon wird aber die Probleme lösen, sondern diese Politiken werden sie nur noch verschlimmern. Die liberale Stimme muss wieder gehört werden.

Jeder, der Freiheit und Wohlstand will, muss seinen Beitrag dazu leisten. Gerade den Tüchtigsten fehlt aber oft der Zugang zur Politik. Zu lange wurde so den Unfähigen das politische Feld überlassen. Das muss sich ändern, wenn man Deutschland noch retten will. DIE LIBERTÄREN stehen dazu bereit.

Dr. Antony P. Mueller
ist seit März 2023 Wissenschaftlicher Beirat der Partei DIE LIBERTÄREN.

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