Blog | Wer baut denn dann die Straßen?!

Wer baut denn dann die Straßen?!

Der Libertarismus hat den Anspruch eine ganzheitliche gesellschaftliche Philosophie zu sein. Daher diskutieren Libertäre die Praxis einer Vielzahl von gesellschaftlichen Problemen innerhalb einer Privatrechtsordnung und wie das, was einst öffentliche Verwaltung und Gesetz war, in private Händen und einen freien Markt überführt werden kann. Und obwohl es hierbei Themen wirklicher Streitfälle wie äußere internationale Beziehungen oder das Maße körperlicher Selbstbestimmung gibt, erhalten Libertäre bei der Benennung einer möglichen privatrechtlichen Gesellschaft vom Choral des Ottonormalstaatsbürgers gebetsmühlenartig nur eine Frage: “Aber ohne den Staat, wer baut denn dann die Straßen?!”

Das Allmendeproblem bei der öffentlichen Infrastruktur

Unter Libertären ist es schon ein running gag: Man erklärt Menschen eine Privatrechtsordnung, das heißt die Unnötigkeit der öffentlichen Verwaltung und die Vorzüge der Privatisierung in der Gesellschaftsentwicklung, und die erste Frage darauf lautet, wer denn dann die Straßen baue. Interessanter Weise baut seit dem Mittelalter kein Staat mehr Straßen, sondern stets Straßenbauunternehmen. Der Staat plant sie lediglich und stellt dann unter einem unnötig komplizierten Verfahren private Dienstleister an, welche über Steuern finanziert die Ausführung übernehmen. Und selbst das ist nur zum Teil wahr, denn die Planung übernehmen auch private Planungsunternehmen, die von der öffentlichen Hand beauftragt werden. Das heißt, es herrscht bereits ein hoher Grad an Privatisierung vor. Das Problem dabei ist nur, dass die Straße einerseits nicht im wirtschaftlichen Interesse, da durch Steuern finanziert, angelegt und andererseits am Ende zum Allmende-, also Gemeingut, wird. In dem Moment setzt der Verfall ein, da der Staat seine „Daseinsvorge“ erfüllt hat und weiter kein wirtschaftliches Interesse an der Straße hegt. Schäden an der Straße oder gar eine Rückständigkeit der Straßentechnik interessieren ihn nicht, da sich daraus für ihn keine wirtschaftlichen Einbußen ergeben und er auch nicht nach Gewinn strebt, daher diese vermeiden will. Daher bleibt die Straße ramponiert, bis irgendeine parlamentarische Abstimmung es mal auf die Agenda parteipolitischer Interessen für die nächste Wahl setzt – und auch nur dann.

Fortschritt wird nur durch wirtschaftliches Handeln möglich und dieses beruht auf Privateigentum. Der Unternehmer, welcher Privateigentum einsetzt, möchte dieses verzinsen, also Profit daraus schlagen und Verlust vermeiden. Er möchte also zunächst die Kosten senken. Das will die öffentliche Hand auch. Aber er will die Kosten senken, um den Profit zu erhöhen. Das Motiv des Profitstreben bringt den Unternehmer also dazu eine fein austarierte Kalkulation anzustellen, zu der der Staat mangels Profitstreben nicht fähig ist: Der Unternehmer bedient zuerst eine konkrete Nachfrage und diese Nachfrage hat bestimmte Grenzen, inwieweit sie bereit ist einen Preis für ein Gut zu entrichten. Das hängt mit den Präverenzen der Menschen zusammen und ob sie andere Güter haben, die sie höher präverieren, weil sie mehr Nutzen für sie stiften. Der Unternehmer hat jedoch auch Kosten der Bereitstellung der Leistung. Beide treffen sich in der Mitte zwischen Nachfrage und Angebot. Der Unternehmer versucht nun seine Kosten zu senken und seinen Absatz zu erhöhen, denn er möchte Kunden gewinnen und den Markt durchdringen. Aber er muss gleichsam den Standard verbessern, denn er hat Konkurrente (sofern es sich nicht um ein Monopol handelt). Bei jeder unternehmerischen Entscheidung wägt der Unternehmer die Opportunitätskosten ab, das heißt, bringt eine Investitionsentscheidung an verschiedenen Stellen einen Mehrwert oder nicht und lohnt sich ein Risiko bei größerem Profit? Er wägt dabei also Kosten und Nutzen ab.

Dadurch erst werden Ressourcen wirtschaftlich eingesetzt und stiften Mehrwert, also Fortschritt, denn der Unternehmer sucht die billigsten Ressourcen, die aber den größten Nutzen stiften sein Profitziel zu erreichen. Der Staat ist dazu völlig unfähig und für die öffentliche Hand gilt dies alles nicht, denn sie verwaltet Allmendegüter, also nicht private Güter. Die Politik glaubt in ihrer Anmaßung, sie wisse, was wo den größten Nutzen stiften kann. Aber selbst der Unternehmer weiß das nicht. Er kannt es aber mit seiner Kalkulation zumindest für sein Unternehmen bestimmen. Der Markt ist die Summe all diesen unternehmerischen Handelns, aller Kausalitäten, und er stiftet dadurch allgemeinen Nutzen, ohne, dass ihn jemand erklären oder auch nur Ausgänge prognostizieren kann. Niemand weiß, wo welcher Euro eingesetzt wo auf dem Markt den größen Nutzen stiftet, die Politik glaubt das von sich, aber nur der Markt garantiert es auch. Weil auf ihm unternehmerisch gehandelt wird. Der Staat hat weder Anreiz zum Fortschritt, noch ist er in der Lage wirtschaftlich zu handeln, da er kein Profitstreben auf Eigentum und damit auch keine Verlustangst kennt. Daher sind Allmendegüter stets übernutzt, schlecht verwaltet, teuer und rückständig. Und daher sind alle öffentlichen Straßen übernutzt, schlecht verwaltet, teuer im Unterhalt und beschädigt.

Wer baut denn dann die Straßen?

Sie wollen von A nach B laufen. Aber mit nackten Füßen wäre das ungemütlich. Sie haben also eine Nachfrage an Schuhwerk – das wissen Sie ohne Parlamentsbeschluss. Der Markt stellt ihnen Angebote bereit, ohne, dass es einen Staat braucht, der diese schafft, denn der Staat weiß nicht, wo Nachfragen sind. Einzig der Preis zeigt ein Bedürfnis an, aber ohne Profitstreben existiert kein Motiv wirtschaftliches Handeln zu starten, um dieses zu befriedigen. Was tun Sie, wenn sie Schuhe brauchen? Sie gehen in den Laden und kaufen sich einen der Millionen Schuhe, die Schuhersteller anbieten, der das Bedürfnis erkannt hat und daraus Profit schlagen will. Was tun Sie, wenn Ihr Schuh kaputt geht? Sie gehen zum Schuster und lassen ihn reparieren oder kaufen sich einen neuen. Auch an der Stelle existiert ein Bedürfnis, aus dem jemand Profit schlagen möchte. Doch es führt zu einer Win-Win-Sitaution. Dieses marktwirtschaftliche Prinzip von Nachfrage, Angebot und Service funktioniert überall, auch bei Straßen. Der Markt hat mittlerweile ungeheuer komplexe Service-Strukturen geschaffen, in welche Unternehmen und Privatkunden eingebunden sind.

Jedes private Interesse hat zunächst ein Interesse an Straßenanbindung. Es braucht keine öffentliche Hand, die hier festlegt, dass die Gebäude zur Straße auszurichten sind, denn jeder will sein Grundstück erreichen und verlassen können. Hier setzt sich also von ganz allein ein Puzzle zusammen, welches nicht das Ziel hat unnötige Straßen zu schaffen. Jedes Stadtgebiet hat darüber hinaus auch ein Interesse an Anbindung an bestehende Straßen anderer Stadtgebiete. Damit entsteht ein Straßennetz. Nun ist aber die Frage, wer die Straßen baut? Diejenigen, die sie heute auch bauen: Straßenbauunternehmen, die man dafür bezahlt. Da niemand an einer halben Straße interessiert ist, vor allem deshalb, weil unter den Straßen zumeist die Leitungen verlegt werden, wird man zuerst ein Straßenfeld planen lassen und anlegen und dann die Gebäude bauen. Die Investoren werden also ein Planungsunternehmen wie heute auch beauftragen und dann Betreibergesellschaft gründen oder beauftragen die Straße zu unterhalten. Es mag auch Investoren geben, die in ihre Unternehmen selber Planungs-, Straßenbau- oder Betreiberaufgaben integriert haben. Durch eine freien Gesellschaft entstehen von sich aus bestimmte Organisationsformen, die sich als nützlich erweisen, die dann zum Standard werden, den alle nutzen. Auch an der Stelle braucht es keinen Staat. Der Markt findet eine Lösung.

Die Betreibergesellschaft erhält dann von den anliegenden Eigentümern einen Preis für die Straßennutzung. Sie selbst unterliegt den oben beschriebenen wirtschaftlichen Überlegungen, sie hat also kein Interesse an schlechter Qualität. Den Preis zahlen die Menschen heute auch, nur ist er in den öffentlichen Steuern verborgen. Nur sehen die Menschen nicht, dass die öffentliche Hand nicht wirtschaften kann und daher nicht nur der Preis weit über dem liegt, was eine private Betreibergesellschaft verlangen würde – die sich die Investoren im übrigen am Markt suchen könnten und die auch im Wettbewerb zu anderen Betreibergesellschaften im Stadtraum steht – sondern, dass gerade wegen der Allmendeproblematik öffentliche Straßen in einem mieserablen Zustand sind, der ihnen Kosten verursacht. An der Stelle meinen manche dann, es bräuchte nur mehr Geld für die öffentlichen Straßen. Auch das ist ein Fehlschluss, weil dies das Gut nur noch teurer in den Händen jener macht, die nicht wirtschaften können. Ein reicherer Staat führt zu mehre Verschwendung, aber nicht zu besserer Leistung. Die Kosten wären zum Beispiel stärker abgefahrene Reifen, höhere Benzinkosten, ramponierte Stoßdämpfer oder schlichtweg Unpassierbarkeit oder schlechte Anbindung. Die Betreibergesellschaft selbst muss nicht einmal gewinnorientiert sein.

Es kann genauso eine Genossenschaft in dem Stadtquartier organisiert sein, die sich neben der sozialen Infrastruktur, auch um die Straßen kümmert. Auch Genossenschaften unterliegen dem privaten Recht, können aber in sich demokratisch und gemeinwohlorientiert organisiert sein. Diese wird genauso Straßenbauunternehmen und Planer beauftragen die Straße zu bauen. Ihr Eigentum geht aber dann in die Genossenschaft über. In einer Privatrechgesellschaft ist eine solche Genossenschaft vertraglich begründet, sie kann also die Mitgliedschaft und Zahlung anderes als der Staat nicht unter Androhung von Gewalt erzwingen. Die Menschen müssen übereinkommen Mitglied zu werden.

Normierung und Konfliktlösung

Alles menschliche Handeln strebt danach die eigenen Konditionen zu verbessern. Der Ort, wo sich all diese Interessen begegnen, nennt sich „Markt“. Hier interagieren und kooperieren die Menschen miteinander zum gegenseitigem Nutzen, welcher darauf gerichtet ist die eigenen Konditionen zu verbessern. Der Faktor, den alle Menschen in all ihrem Tun immer optimieren wollen, ist die Zeit. Zeit ist das stets knappste Gut. Die Menschen wollen mehr Zeit haben, vor allem mehr Freizeit. Daher entwickeln sie Lösungen, die ihnen die Arbeit vereinfachen und Arbeitszeit ersparen. Diesen Prozess nennt man „Fortschritt“. Zeit kann man wie alle anderen Ressourcen auch, Dank dem Kapitalismus, bepreisen. Da jeder Mensch Zeit sparen will, ist Zeit ein Kostenfaktor. Wenn der Unternehmer also Kosten senken will, dann will er gleichsam Zeit sparen. Wenn also Sachlagen bestehen, die Zeitkosten – oder allgemein hier nur Kosten – bedeuten, wird er nach Lösungen suchen diese zu senken, und das tun alle Unternehmer. Daraus ergibt sich der Trieb für Unternehmer gemeinsame Institutionen zu schaffen, die ihnen Kosten ersparen. Dazu braucht es keinen Staat.

Wer hat in Deutschland die Normmaße beispielsweise für Ziegelsteine, Schrauben oder Schraubenzieherköpfe festgelegt. Der Staat? Sicher nicht. Es war die deutsche Industrie. Sie schuf im 19. Jahrhundert die sogenannte „Deutsche Industrienorm“, kurz „DIN“, um bestimmte Werkzeuge und Bauelemente sowie Produkte aneinander anzupassen und so zu standardisieren. Auch dies war getrieben durch das Profitstreben, denn es bedeutete bis dahin für die Unternehmen Kosten, wenn sie sich ständig händisch darum kümmern mussten, dass Werkzeuge und Bauelemente zueinander passen oder ein Unternehmen eine Vielzahl unterschiedlicher Werkzeuge bereithalten musste. Auch hier gründeten die Industrievertreter eine übergeordnete Organisation, den Verein „Deutsches Institut für Normung“, welcher diese Normen im Auftrag der Industrie erstellt, verwaltet und verbreitet. Dasgleiche Prinzip fand auch beim „Duden“ statt. Der Duden war ein Produkt eines Unternehmers, Konrad Duden, welcher die deutsche Sprache nachlesbar normieren und reglementieren wollte. Kein Staat war an der Stelle beteiligt, auch nicht daran, dass der Duden seinen Eingang in den Schulunterricht fand. Alle diese Prozess sind getrieben davon Zeit zu sparen, das heißt Kosten zu senken und Konflikte zu beheben. Eine spontane, das heißt nicht gesetzliche, Gesellschaftsordnung, richtet sich also völlig von selbst auf Konfliktbehebung aus.

Dasgleiche Prinzip wird sich auch in der Stadtentwicklung und der Infrastruktur einstellen. Bestimmte Normen und Standards sowie Verfahren werden sie etablieren und von Vereinen und Stiftungen gepflegt und verbreitet werden. Sie ersetzen die Gesetze. Aber anderes als Gesetze, entstehen diese nicht über lange bürokratische und machtpolitische Wege, lange nachdem sie notwendig waren und weit ab von der tatsächlichen Praxis und weit über die Notwendigkeit hinaus, und können dagegen auch viel schneller überarbeitet oder abgeschafft werden, wenn sie überholt sind. Dies kann auf verschiedenen Ebenen entstehen. Beispielsweise kann der Bedarf an einer Stadt- oder Quartiersplanung entstehen, welche die Bebauung, wo sie heute gesetzlich geregelt ist, bestimmten ästhetischen Normen unterwirft. Man merkt, dass ein Einfamlienhaus neben einem Wolkenkratzer oder einer Fabrik nicht so optimal ist, also wird sich eine Verein etablieren, der gewisse städtebauliche Regeln festlegt und pflegt. Übrigens: Es besteht kein gesetlicher Zwang sich an die DIN-Normen zu halten. Es wird gemacht, weil es nützlich ist. Genauso wird man sich freiwillig an solche städtebaulichen Normen halten, weil sie nützlich sind und Konflikte lösen und sie werden auch nur, wieder anders als Gesetze, aus einem Nützlichkeitsstreben heraus entstehen. Dasgleiche kann sich auf Ebenen wie der Straßenplanung einstellen, auf der man beispielsweise Straßenbahn- und Bürgersteigbreiten festlegt. Es macht keinen Sinn die Straße enger zu bauen, als Fahrzeuge breite sind oder Gehweg so schmal anzulegen, dass niemand darauf laufen kann. Es macht aber auch keinen Sinn beides überzudimensionieren, weil dies die Kosten nachoben treiben würde, denen aber kein messbarer Nutzen gegenüber steht. Optimale Maße wird man also standardisieren.

Es werden sich also allein aus dem gesellschaftlichen Miteinander heraus übergeordnete Normen und Standards entwickeln, an welche sich die Menschen freiwillig und ohne Zwang halten, weil sie nützlich sind. Im angelsächsischen Raum nennt man dies auch „common law“ Gewonheitsrecht, Recht, welches aus gelebter Gewohnheit geschaffen wird. Wenn sie wieder aus der Nützlichkeit fallen, verschwinden sie schlichtweg und werden durch neue ersetzt.

Es funktioniert auch bei anderen öffentliche Räumen

Das Prinzip von privaten Straßen funktioniert genauso bei allen öffentlichen Räumen, wie Plätzen oder Parks. Es sei angenommen, ein Stadtteil wurde zusammenhängt durch privates Interesse und ein beauftragtsn privates Planungsunternehmen geplant. Teil dieser Planung ist ein Park, weil öffentliche Räume nützlich sind. Genauso, wie die Straßen in diesem Stadtquartier einem oder mehreren Betreibergesellschaften zur Unterhaltung obliegen, welche das Eigentum halten (einschließlich dem Recht es verkaufen zu können), genauso wird der Park von einem Betreiberunternehmen unterhalten, welches wiederum das Eigentum daran hält. An dieser Stelle kommt dann oftmals das Argument auf, dass dann Menschen von der Parknutzung ausgeschlossen werden könnte. Dieses Argument ist absurd, denn das Betreiberunternehmen des Parkes verdient an den Parknutzern, welche dessen Kunden sind. Jedes marktwirtschaftliche Unternehmen strebt danach Kunden zu gewinnen, um den Absatz zu steigern und die Leistung auszuweiten. Es würde keinen Sinn machen, Menschen von der Nutzung auszuschließen, denn es liegt gerade im Profitstreben des Parkbetreibers, den Park so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen. Dazu wird er Angebote schaffen und die Nutzungsmöglichkeiten ausweiten, was auf der anderen Seite die Menschen freut. Da er wie jeder Unternehmer – im Gegensatz zum Staatsmonopol – möchte, dass seine Kunden zufrieden sind und wiederkommen, wird er für eine hohe Qualität und Attraktivität sorgen. Das schließt auch öffentliche Toiletten ein.

Der Parkbetreiber wird in diesem Zusammenhang private Dienstleister anstellen, um den Park zu pflegen sowie für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Es ist für einen Unternehmer nicht wirtschaftlich, selber alle Dienstleistungen in sein Geschäftsmodell zu übernehmen. Also wird er auf externe Dienstleister zugreifen. Diese Externalisierung von Service entfacht den unternehmerischen Prozess in der marktwirtschaftlichen Breite, wie er oben beschrieben wurde: Jeder dieser Dienstleister ist ein eigenes Unternehmen und unterliegen dem Wettbewerb mit anderen, vergleichbaren Dienstleistern. Dadurch strebt es nach der höchsten Qualität und dies überträgt sich auf die Parkpflege. Das heißt, der Parkbetreiber strebt nach Kundenzufrieden und stellt die besten Dienstleister an, was die höchste Qualität des Parks garantiert. Dieser Bedarf schafft eine Explosion von Arbeitsplätzen. Da hier über eine Privatrechtsordnung gesprochen wird, gehören zu diesen Dienstleistern auch private Sicherheitsunternehmen, die heute schon die meisten größeren privaten Einrichtungen schützen. Nur existiert im Falle einer Privatrechtsordnung keine staatliche Polizei, sondern ein Wettbewerb privater Sicherheitsdienstleister. Auch in diesem Fall herrscht das unternehmerische Denken vor: Auf Seiten des Parkbetreibers für Sicherheit und Ordnung auf seinem Eigentum zu sorgen, auf Seiten des Sicherheitsunternehmens die bestmögliche Leistung zu beringen, um wiederum den Parkbetreiber als Kunden zufrieden zu stellen. Anders als bei der öffentlichen Hand, maximieren sich hier also Leistung, Fortschritt und Qualität in jedem Bereich. Beispielsweise wird der Parkbetreiber unmittelbar für Digitalisierung sorgen, wenn die Nachfrage heraus aus anderen Marktbereichen wie dem Mobilfunk entstehen.

Profitable Wechselwirkungen

Alles in der Gesellschaft erzeugt Wechselwirkungen. Wenn beispielsweise die öffentliche Hand einen Park – üblicherweise – verkommen lässt, weil sie kein wirtschaftliches Interesse an seiner Pflege hat, bildet sich an dieser Stelle ein sogenannter „Angstraum“ oder ein „Ghetto“. Das heißt, der Zustand des Parks (Müll, Graffiti, Gebüschtoiletten, Technikschaden etc.) zieht allerlei unerwünschte Gruppen und Tätigkeiten an und senkt den Wert der Nachbarschaft. Die Polizei hat zunächst mehr zu tun. Zudem trauen sich die Menschen nicht mehr in den Park, schon gar nicht nachts. Die öffentliche Hand, so sie dies bemerkt, investiert dann erneut steuerfinanzierte Programme, um die Situation marginal anzugehen und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit eher dauerhaft steuerfinanzierte Behörden, Ämter und Programme dafür schaffen. Deren Finanzierung kommt den einzelnen Steuerzahler zusammen mit der Parkunterhaltung also erheblich teurer und es wird kaum bis gar kein Nutzen unter dem Strich geschaffen, nur mehr Behörden. Es wird also nutzlose Arbeit verrichtet, eine teuere Verwaltung betrieben und die Leistung ist minderwertig. Dies ist der Effekt der Allmendeproblematik, der sich so auf alle öffentlichen Güter, einschließlich Gesundheit und Bildung, übertragen lässt.

Ein privater Parkbetreiber hat dagegen kein Interesse daran, den Park verkommen zu lassen, da er, wie erwähnt, anderes als die öffentliche Hand nach Profit strebt. Unter den obig genannten Entwicklungen, wird sich der Park in privater Hand also größter Attraktivität erfreuen und von vielen Menschen, tags wie abends, besucht werden. Das hat nicht nur einen erheblichen Einfluss auf die Lebensfreude, sondern auch auf die Grundstückswerte in der näheren Umgebung. Dort werden sich vermehrt Geschäfte, Cafés und andere Freizeiteinrichtungen ansiedeln, weil sie hier viele Menschen aufhalten. Das Stadtquartier erlebt damit eine Gesamtentwicklung und beginnt sich darum zu strukturieren. Das steigert die Wirtschaftskraft in dem Gebiet und weitere Investoren starten Projekte und schaffen damit Arbeitsplätze und Wohlstand. Und auch diese haben ein Interesse an Sicherheit und Ordnung und gehen daher Verträge mit privaten Sicherheitsdiensten ein. Auf diese Weise erfährt der gesamte Stadtteil eine hohe Lebensqualität und Sicherheit, was dann zur Folge hat, dass die organisierte Kriminalität vollständig verdrängt wird – genauso, wie die infrastrukturellen Verfallserscheinungen. Denn anderes als die stets unterfinanzierte und politisierte öffentliche Polizei, haben private Sicherheitsdienste im Interesse ihre Kunden kein Interesse daran Verbrechen durchgehen zu lassen oder auf langere Sicht keine präventiven Möglichkeiten zu finden. Auch der Sicherheitsdienst hat ein Interesse an Fortschritt und so werden irgendwann schnell automatisierte Drohnen die hochmodernen Straßen und Plätze Patroullie fliegen.

Markt und Zivilgesellschaft

Nun wird das Argument aufkommen, was dann mit den schwächeren oder unerwünschten Menschen geschieht?

Zunächst muss verstanden werden, dass es in einer Privatrechtsgesellschaft auf der einen Seite keine Steuern und Abgaben gibt und daher jeder Mensch den vollen Lohn für seine Arbeit erhält. Dies allein würde das Wohlstandsniveau schon explodieren lassen und wirkliche Armut auf Einzelfälle beschränken. Durch die privatwirtschaftliche Bereitstellung der Güter, würden darüber hinaus deren Preise fallen. Das gilt genauso auch für Museen und Theater, wie es für Kinos und Schwimmbäder gilt. Denn in allen Produktpreisen sind nicht unerhebliche Mengen an direkten oder umgelegten Steuern enthalten. Im Strompreis allein über 50%, die der Kunde zuerst für sein eigenes Leben und umgelegt auf Produktpreise seines Konsums zahlt. Das heißt, die Löhne steigen und die Preise fallen drastisch. Die Allgemeinverfügbarkeit von Allmendegütern wird nur dadurch ermöglicht, dass alle dieselben, schlechten Leistungen bekommen, sprich die Kosten auf alle umgelegt werden, es aber dabei keinerlei Fortschrit und damit auch keine Verbesserung des Wohlstandes und der Lebensqualität gibt. Die Privatisierung aber sorgt für einen ständigen Anstieg des gesamtgesellschaftlichen Wohlstandes. Dieser ist nicht gleich verteilt, aber steigend für alle. Statt aber allen, zeitgleich und dauerhaft dieselben schlechten Leistungen zu bieten, wird der Fortschritt an der Spitze beim größten Kapital erzeugt und wandert dann mit der Zeit in die allgemeine Verfügbarkeit mit laufenden unternehmerischen Prozessen. Das heißt, ein Prototyp ist stets teuer und auf die höheren Einkommensschichten beschränkt und wird erst mit Verbesserung der Herstellung in der Breite verfügbar. Daher war das Mobiltelefon bei seiner Markteinführung so groß wie ein Schuhkarton und kostete Tausende, und das Smartphone ist heute so klein wie eine Brieftasche, besitzt eine große Produktbreite in allen Preisklassen, und es können sich gar Kinder vom Taschengeld leisten. Ohne staatliches Zutun.

Die obig beschrieben Entwicklungen der Normierung lassen sich genauso auch auf den zivilgesellschaften und wohlfahrtlichen Bereich übertragen. Es wurde in Studien bewiesen, dass, je mehr Geld die Menschen zur Verfügung haben, desto spendenfreudiger sind sie auch und desto mehr sind sie bereit in nicht monetär profitorientierte Ziele zu investieren. Menschen haben ein inneres Bedürfnis anderen Menschen zu helfen und der Humanismus fordert wie das Christentum die individuelle charakterliche und moralische Reifung durch das Teilen des Eigenen. Auch an der Stelle braucht es den Staat nicht, was historisch schon vielfach bewiesen wurde. Das heißt, um soziale Spannungen zu lösen, würden die Menschen genauso private Vereine und Stiftungen gründen, um den Schwächeren zu helfen und sie wieder in die Gesellschaft zu führen. Beispiele dafür existieren heute genügend, beispielsweise in Form der „Caritas“, der „Johanniter“, der „Malteser“ oder allgemein der Ritterordnen und anderen gemeinnützigen Organisationen. Mannigfaltige Stipendien aus der Wirtschaft oder von vermögenden Privatpersonen unterstützen heute schon die höhere Bildung von begabten Jugendlichen. Auch gründen immer mehr Unternehmen eigene Schulen, um ihre zukünftigen Mitarbeiter gezielt für ihr Unternehmen auszubilden. Auch Plätze und Parks können genauso wie Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen von zivilgesellschaftlichen Vereinen und Stiftungen erworben, angelegt oder unterhalten werden. Auch dies bewege sich im privaten Rechten.

Das heißt, dort, wo der Markt nicht ist, springt in einer Privatrechtsordnung die Zivilgesellschaft ein. Wer jedoch davon überzeugt ist, dass dies nicht geschehen würde, dem kann man an dieser Stelle ein äußerst negatives und antihumanistisches Menschenbild nachweisen, welches davon ausgeht, dass Menschen Zwang und Gewalt brauchen, um gut zu sein, weil sie von sich aus schlecht sind. Mit solchen Menschen möchte man nicht in einer Gemeinschaft leben.

Fazit

Fairer Weise muss gesagt werden, dass, aufgrund des andauerenden staatlichen Monopols, es für manche post-moderne Entwicklungen in der Gesellschaft noch keine praktische privatrechtliche Lösung gibt, weil der Staat bisher den Wettbewerb auf diesem Gebiet nicht zuließ oder beschränkte, um sein eigenes Gewaltmonopol in diesem Raum nicht zu verlieren. Doch bisher fanden das menschlichen Handeln und der Markt immer eine Lösung. Das liegt in ihrer Natur. Eine Lösung nicht zu wissen, entbindet nicht vom Vertrauen in den Markt eine zu finden, denn keine Lösungen des Marktes für bestehende Probleme und Bedürfnisse konnte bisher prognostiziert werden. Im Gegenteil: Die Prognosen mancher Menschen über gesellschaftliche Entwicklungen, stellten sich in nahezu allen Fällen als falsch heraus, weil sie den Ist-Zustand nur weiterrechneten und den unbestimmbaren marktwirtschaftlichen Fortschritt als Faktor nicht einbezogen. So wurde im pre-industriellen London prognostiziert, dass die Stadt im Pferdemist ersticken würde und wäre der englische Staat damals genauso interventionistisch gewesen, wie alle Staaten es heute sind, hätte man die Pferdefuhrwerke verboten und damit das Motiv für die Erfindung der Dampfmaschine und des Verbrennungsmotors zerstört. Folglich hätten alle Menschen weiterhin ihren Weg zu Fuß und mit wenigen Pferde bestritten. Fortschritt entsteht durch Notwendigkeit und viel Fortschritt wurde schon durch staatliche Eingriffe verzögert, weil die Politik nun einmal von einem Kontrollwahn und, Aufgrund der Allemendeproblematik, einem völligen Unverständnis für wirtschaftliche Prozesse bestimmt ist. Viele Menschen machen bis heute den Fehler dem Markt nicht zu vertrauen, weil sie dessen Lösungen nicht prognostizieren können, und fordern daher staatliche Regulierung. Das geht ausnahmslos auf Kosten der Wohlstandes und des Fortschrittes aller.

Eine Privatrechtsordnung ist praktisch möglich und wo sie noch keine Lösung hat, wird die spontane Gesellschaftsordnung, die nur in Freiheit und Eigenverantwortung garantiert ist, eine finden. Viele Menschen werden dem Versprechen nicht folgen wollen, weil sie mit falschen Vorstellungen von Gleichheit und Gerechtigkeit erzogen wurden, die noch niemals und nirgends auf der Welt funktioniert oder den Menschen Wohlstand und Fortschritt brachten. Diese Praktiken mieser Ideen sind nur deshalb überhaupt möglich, weil nebenher ein Kapitalismus Wohlstand erzeugt, der dann für diese Ideen systematisch vernichtet wird. Nicht auszudenken was wäre, müssten sich diese Ideen dem freien Wettbewerb stellen und sich dort beweisen, statt durch ein staatliches Gewaltmonopol und dessen Raubzüge umgesetzt zu werden. Doch die Menschen sehen nur allmählich die schädlichen Folgen dieser Ideen und wenn, dann erzählen ihnen die Einflüsterer, es wäre wegen der Existenz des Kapitalismus und nicht, dass der Kapitalismus diese überhaupt möglich macht, und dass es nur funktionieren könne, wenn man diesen zusammen mit allem Privateigentum vollständig abschafft und alles verstaalicht. Überall auf der Welt erkennt man, was die gesellschaftlichen Folgen dieses Weges sind: Massenarmut, Elend, Gewalt und Tod. Doch auch da stehen die Einflüsterer bereit und lügen, die Ursache läge an Korrumpierung der Ideen von Innen her. Nein! Die Ideen sind mies und das zeigt sich im Kontrast überall dort, wo das private und nicht das staatliche Interesse die Gesellschaft bestimmt. Die Lüge, diese Gesellschaften würden irgendwann in Armut umschlagen, hat sich nirgends bewahrheit. Im Gegenteil: Je kleiner der Staat und je höher die Privatisierung, desto wohlständiger und fortschrittlicher die Gesellschaft. Wo aber die Ideen von Gleichheit und Gerechtigkeit eingeführt werden, da nehmen Armut und Ruin zu.

Julian Schloddarick
ist Mitbegründer und Bundesvorsitzender der
Partei DIE LIBERTÄREN

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